Ablauf
Die Klientin erscheint zum Erstgespräch, bei dem wir im Vorfeld die Zielsetzungen der Diagnostik sowie die Lebensbereiche, in denen sie sich Verbesserungen erhofft, besprechen. Eine alternative Möglichkeit besteht darin, lediglich den Test durchzuführen, begleitet von einem Vor- und Nachgespräch. Dabei gehe ich auf die Diagnoseergebnisse ein und erläutere der Klientin deren Bedeutung für ihr Leben. Dieser Prozess erfordert lediglich zwei Termine. Die PSI-Diagnostik kann bequem beim Coachee zuhause stattfinden, und die Ergebnisse werden mir auf der IMPART-Plattform zugänglich gemacht. Sobald die Ergebnisse vorliegen, verfasse ich einen Bericht auf Basis dieser Ergebnisse und setze sie in den Kontext des Vorgesprächs. Die Dauer des Nachgesprächs kann je nach Bedarf der Klientin 60 oder sogar 90 Minuten betragen, um tiefer in die Ergebnisse einzutauchen. Falls sie an ihren Anliegen arbeiten möchte, erarbeiten wir gemeinsam einen Coachingplan und setzen Prioritäten.
Diese Prioritäten sind flexibel anpassbar, da im Laufe des Prozesses zusätzliche Herausforderungen oder Themen auftreten können, die für die Klientin an Dringlichkeit gewinnen. Ein häufiges Thema, das viele betroffene neurodivergente Frauen beschäftigt, ist die Selbststeuerung. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, ihren Fokus zu halten und zwischen verschiedenen Situationen zu wechseln, da ihre Fähigkeit zur Selbstregulation gestört ist.
Durch eine genaue Evaluation ihrer Motive für bestimmte Situationen können wir gemeinsam Werkzeuge und Strategien entwickeln, die eine Verhaltensänderung herbeiführen können. Zu den Möglichkeiten zählen beispielsweise Achtsamkeitsübungen, um das Selbstverständnis zu vertiefen und körperliche Signale besser zu deuten. Visualisierung von Zielen mittels Mentalreisen helfen da Ziel besser zu visualisieren, und um inspirierende Assoziationen zu erzeugen, die, die positive Emotionen. verstärken. Auch soll sie das unterstützen mehr Zeit für sich zu finden und gegebenenfalls Druck zu reduzieren. Bei ADHS Betroffene Frauen spielt die Selbststeuerung auch eine grosse Rolle, da die Exekutiv Funktionen gestört sind.
Auswertung der Moduls Selbststeuerung
Die Coachee zeigt einen überdurchschnittlichen Anteil an Selbstbestimmung. Im Bereich Angstfreie Zielorientierung, Absichten umsetzen, Konzentrationsstärke ist sie im unteren Bereich, was auf ihr ADHS hindeutet. Der T-Wert, als rote Linie im Bild zu sehen markiert den Durchschnittswert. Ihre Belastung und der Druck in ihrem Leben sind gering, was ein gutes Zeichen ist. Sie zeigt eine hohe Initiative, kann ihre Absichten aber nicht umsetzen, da es an Konzentrationsstärke fehlt. Sie bewältigt diese Misserfolge jedoch hervorragend, hat ein überdurchschnittliches Selbstgespür und eine gute Integrationsfähigkeit.
Hier sieht man deutlich, die Energie die verpufft: Es wird viel geleistet, da hohe Initiative, nun gilt es heruaszufinden, ob diese auch Zielführend ist. Aus der Grafik und ihrem Umgang mit Misserfolg lässt sich aber auch schliessen, dass sie sich mit ihrer ND Persönlichkeit abgefunden hat und ein gesundes Selbstbewusstsein hat, aber auch, dass sie sich in Organisationen schwer einfügen kann, da sie gerne selbstbestimmt ist. Sie müsste schauen, dass sie einer Tätigkeit nachgeht und er sie viel Spielraum hat, oder eben Selbstständig werden, wenn sie im Einklang mit ihren Werten leben möchte.
Tools und Methoden erarbeiten
Wenn sie an den anderen Punkten arbeiten möchte, müsste man evaluieren, wie sie ihre Absichten umsetzt, das heisst über welches der vier Systeme sie Zugang findet und dort ansetzen. Auch wären hier Etappenziele und Visionsziele festzulegen auf die sie hinarbeiten könnte umso Energie und an Aufwand zu sparen. Interessant wäre noch, ob sie Medikation für die ND bekommt oder in Betracht zieht. Oft neigen ND Menschen dazu zum „Alles oder Nichts“ Denken, weil kleine Erfolge ohne Übung kaum Dopamin ausschütten im Gehirn. Sie könnte die Aufgabe in kleine Häppchen teilen, je nach ihrer Priorität um beständig kleine Erfolgserlebnisse zu schaffen und somit einen (Dopamin) Flow kommen, wie bereits weiter oben erwähnt: Visions- und Etappenziele. Dieses Anerkennen von kleinen Erfolgen muss aber trainiert werden, z.B in Form eines Dankbarkeit Tagebuches, dass am Besten täglich geführt werden sollte.
Im englischen Sprachgebrauch heisst es unter Betroffenen: „Follow the Dopamin“. Nicht selten kommt es dann zum Hyperfokus, einem Zustand, in dem man in die Aufgabe absorbiert wird, an der man gerade ist und in sehr kurzer Zeit sehr viel zustande kommt. Essen, Toilette, trinken, das alles geht im Hyperfokus in Vergessenheit. Das Gehirn mag Dopamin, deswegen will es davon immer mehr. ND Menschen haben entweder ein Dopamindefizit, oder es wird zu schnell im synaptischen Spalt abgebaut, wie bereits erwähnt, so kommt es auch zur Exekutiv Dysfunktion. Viele empfinden nach der Erledigung der Aufgaben auch eher Erleichterung als Freude. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass viele, wie die Klientin in diesem Beispiel keine Angstfreie Zielorientierung haben. Viele ADHS Betroffene arbeiten am besten unter Zeitdruck. Je Dringlicher, desto besser. Auch müssen immer neue Strategien her, da das ND Gehirn sich schnell langweilt und was letzte Woche noch gut klappte, kann heute total auf Ablehnung und Misserfolg stossen.
Kreativ in den Arbeitsprozess
Das Ganze könnte man z.B mit dem Tool „Heldenreise“ und «Atlas Coaching» sehr gut visualisieren, um der Coacheee zu zeigen wie viel sie schon geschafft haben, aber auch was noch vor ihnen liegt. Um die Motivation zu entfachen eignen sich auch Mentalreisen, damit bei die Coachee Bilder und Gefühle entstehen damit sie „Feuer zu fangen“ kann für die kommende Aufgabe und auch der Sinn dahinter besser verinnerlicht wird. ND Frauen „funktionieren“ über Gefühle. Gute Gefühle ergibt gute Leistung. Also was man auch schon bei Kindern beobachten kann: Wenn sie aus Intrinsische Gründen etwas tun, können sie sich viel tiefer in die Materie fuchsen, als wenn etwas von aussen angeordnet wird. Dieses Bewusstsein gilt es erst einmal zu schaffen. Negative Glaubenssätze müssen aufgelöst und durch positive ersetz werden. Klientinnen dürfen sich von veralteten Überzeugungen trennen, wie sie als Frauen in der Gesellschaft zu funktionieren haben. Sie müssen sich neu erfinden, ihre alte Welt dekonstruieren, Vergangenes neu bewerten. Das ist ein langwieriger und anstrengender Prozess, den es sich aber zu gehen lohnt.