Neurodivergenz Blog

World Mental Health Day 2024: Inklusion für Menschen mit ADHS und Autismus in der Schweiz

Heute, am 10. Oktober, ist der Internationale Tag der psychischen Gesundheit (World Mental Health Day). Ein Tag, der uns daran erinnert, wie wichtig unsere mentale Gesundheit ist und wie wir sie schützen und fördern können. Weltweit leiden Millionen von Menschen unter psychischen Erkrankungen. Angststörungen, Depressionen, Burnout, ADHS, Autismus – die Herausforderungen sind vielfältig und betreffen Menschen jeden Alters, jeder Herkunft und jeden sozialen Hintergrunds. Der World Mental Health Day bietet die Gelegenheit, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen, über psychische Erkrankungen aufzuklären und die Solidarität mit Betroffenen und ihren Angehörigen zu stärken.

Neurodiversität am Arbeitsplatz: Inklusion für Menschen mit ADHS und Autismus in der Schweiz

Gerade heute möchte ich den Fokus auch auf Menschen mit unsichtbaren, neurodiversen Besonderheiten wie ADHS und Autismus legen. Äusserlich «normal», kämpfen sie doch mit Herausforderungen, die für andere unsichtbar bleiben und im Arbeitsalltag oft zu Missverständnissen und Benachteiligungen führen. Unsichtbare Behinderungen wie ADHS und Autismus prägen den Arbeitsalltag: Konzentrationsschwierigkeiten, Sinnesüberreizung, emotionale Schwankungen, Kommunikationsherausforderungen. Oft stossen sie auf Unverständnis und fühlen sich im Arbeitsumfeld allein gelassen.

Herausforderungen und Bedürfnisse im Schweizer Arbeitskontext

Menschen mit ADHS und Autismus bringen besondere Stärken mit, stehen aber auch vor spezifischen Herausforderungen:

ADHS: Betroffene zeichnen sich oft durch Kreativität, Hyperfokus und ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden aus. Sie können aber auch Schwierigkeiten mit Konzentration, Organisation und Impulskontrolle haben. In der Schweiz, mit ihrer oft stark strukturierten und leistungsorientierten Arbeitskultur, benötigen sie klare Strukturen, flexible Arbeitszeiten und Unterstützung bei der Organisation, um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Konkret: Gleitzeitmodelle, die Möglichkeit, in konzentrierten Phasen zu arbeiten (z.B. frühmorgens oder spätabends), Raum für Bewegung, Tools zur Zeitplanung und Aufgabenverwaltung, sowie regelmäßige Pausen. Offene Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse und Herausforderungen ist ebenfalls wichtig.

Autismus: Menschen mit Autismus verfügen oft über besondere Fähigkeiten in Bereichen wie Detailgenauigkeit, logischem Denken und Mustererkennung. Sie verarbeiten Sinnesreize jedoch anders und können Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion und Kommunikation haben. In der Schweizer Arbeitswelt, die oft von ungeschriebenen Regeln und sozialen Konventionen geprägt ist, profitieren sie von klarer Kommunikation, vorhersehbaren Abläufen und einer sensorisch freundlichen Umgebung.

Konkret: Eindeutige Anweisungen, klare Strukturen, Routinen, die frühzeitige Information über Veränderungen, ein ruhiger Arbeitsplatz mit wenig Ablenkung, die Möglichkeit, Kopfhörer zu tragen, und die individuelle Anpassung der Beleuchtung. Auch hier ist eine offene Kommunikationskultur wichtig, in der Missverständnisse geklärt und Bedürfnisse angesprochen werden können.

Inklusionsmassnahmen für Schweizer Unternehmen

Sensibilisierung und Aufklärung: Schulungen und Workshops für Mitarbeitende schaffen Verständnis für neurodiverse Bedürfnisse und fördern den respektvollen Umgang miteinander. Dabei sollte auch auf die spezifischen Herausforderungen von Menschen mit ADHS und Autismus im Schweizer Arbeitskontext eingegangen werden.

Flexible Arbeitsmodelle: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und die Möglichkeit, Pausen nach Bedarf einzulegen, sind in der Schweiz bereits weit verbreitet. Diese Flexibilität sollte auch Menschen mit ADHS und Autismus zugutekommen.

Angepasste Arbeitsumgebung: Die Gestaltung eines sensorisch freundlichen Arbeitsplatzes mit individuellen Anpassungsmöglichkeiten ist entscheidend. Dies kann z.B. die Bereitstellung von ruhigen Arbeitsräumen, die Möglichkeit, die Beleuchtung anzupassen, oder die Verwendung von Noise-Cancelling-Kopfhörern umfassen.

Klare Kommunikation und Strukturen: Eindeutige Anweisungen, strukturierte Aufgaben und regelmäßige Feedbackgespräche geben Betroffenen Orientierung und Sicherheit. Visuelle Hilfsmittel und Checklisten können die Kommunikation erleichtern.

Individuelle Unterstützung: Mentorenprogramme, Job-Coaching und der Zugang zu externen Beratungsstellen, wie z.B. den Fachstellen von Autismus Schweiz oder ADHS Schweiz, können Betroffene dabei unterstützen, ihre Stärken zu nutzen und Herausforderungen zu meistern.

Technologie und Hilfsmittel: Software zur Unterstützung der Organisation und Zeitplanung, Noise-Cancelling-Kopfhörer oder andere Hilfsmittel können die Arbeit für Menschen mit ADHS und Autismus erleichtern.

Vorteile für Unternehmen:

Erweiterung des Talentpools: In einem umkämpften Arbeitsmarkt erhalten Unternehmen Zugang zu einem grösseren Talentpool mit vielfältigen Fähigkeiten und Perspektiven.

Steigerung der Kreativität: Neurodiverse Mitarbeiter denken oft «out of the box» und bringen neue Ideen und Lösungsansätze ein, die für die Innovationskraft Schweizer Unternehmen wichtig sind.

Verbesserung des Arbeitsklimas: Ein inklusives Arbeitsumfeld fördert die Zufriedenheit und Motivation aller Mitarbeiter und stärkt das Teamgefühl.

Positive Aussenwirkung: Unternehmen, die sich für Inklusion einsetzen, verbessern ihr Image als attraktive Arbeitgeber und ziehen talentierte Fachkräfte an.

Die Inklusion von Menschen mit ADHS und Autismus ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch eine Chance für Schweizer Unternehmen. Mit den richtigen Massnahmen können Unternehmen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich alle Mitarbeiter wohlfühlen und ihr Potenzial nutzen können, ohne auszubrennen.

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