Neurodivergenz Blog

Burnout ist nicht gleich Burnout

Masking

Je mehr ND Frauen ihre Andersartigkeit maskieren um Beschämung und Ausgrenzung zu umgehen, sprich so versuchen zu tun, als wären sie nicht ND, desto schneller geht es in den Burnout, aus dem es oft nicht so schnell ein zurück gibt, da viele von ihnen auch autistisch sind und es zum Verlust erlernter Fähigkeiten kommen kann, der sogenannten Skill Regression. Das beschreibt einen Zustand in der Betroffenen erlernte Fähigkeiten verlieren, ihre Exekutivfunktionen sich immens verschlechtern und es zu Mutismus kommen kann. Denn das maskieren der Symptome erfordert sehr viel Kraftaufwand, zusätzlich zum Stress dem wir alle ausgesetzt sind. Oft stossen die Frauen schon als junge Mädchen auf Ablehnung, ständige Kritik und emotionale Erpressung a la „du musst dich so und so verhalten, sonst ist Mama / Papa, Tante / Bruder traurig oder hat dich nicht mehr lieb“

Auch wird ihr ND Verhalten kritisiert und das Gefühl vermittelt, dass Frau nicht okay ist, wie sie ist. Zu wild, zu laut, zu neugierig, oder komplett das Gegenteil: zu leise, zu schüchtern, zu verträumt. Was bei Jungs an Verhalten bestärkt wird, wird Mädchen verboten, das habe ich in über 20 Jahren durch 3 Ländern in verschiedenen Kontexten mit internationalen Familien nicht selten erlebt. Das hinterlässt Spuren, die mit mühsamer Arbeit als Erwachsene aufgearbeitet werden muss. Viele Frauen erfahren erst später im Leben, dass die von ADHS betroffen sind, da die Forschung sich bis vor ca. 15 Jahren auf Jungs und Männer konzentrierte. Aber auch, weil viele ihre Symptome maskieren um nicht aufzufallen, bzw. zu gefallen und somit unter dem Radar fliegen. Auch heute haben viele Menschen im Kopf, dass ADHS Betroffene zappeln wie Fische auf dem Land, eine verminderte Intelligenz haben und es sich im Erwachsenenalter herauswächst. Dem ist aber nicht so. ADHS ist so vielfältig wie die Frauen selbst und Symptome unterschiedlich ausgeprägt.

 

Burnout ist nicht gleich Burnout

 

ND Burnout und regulärer Burnout Der ND Burnout ist eine spezifische Form von Erschöpfung, die bei ND Frauen aufgrund ihrer fortwährenden Anpassung an eine NT Umgebung auftreten kann. Im Vergleich zum allgemeinen Burnout, der oft auf berufliche Belastungen zurückzuführen ist, geht der ND Burnout tiefer und reflektiert die spezifischen Herausforderungen, denen ND Frauen in ihrem täglichen Leben gegenüberstehen. Überstimulierung spielt eine entscheidende Rolle, da ND Frauen Reizoffen. Der Druck, konstant sozial kompetent zu agieren, trotz der Überreizung führt zu einem erhöhten kognitiven Aufwand und zu intensiver Erschöpfung führen. Es handelt sich nicht nur um das Fehlen von sozialen Fähigkeiten, sondern auch um die Notwendigkeit, sich ständig anzupassen, um als «normal» wahrgenommen zu werden. Symptome müssen maskiert erden, als wären sie nicht da. ND Frauen sind überempfindlich auf bestimmte Reize, sei es Lärm, Licht, Gerüche oder andere sensorische Informationen. Die dauerhafte Exposition gegenüber diesen Reizen führt zu einer anhaltenden sensorischen Überlastung, die nicht nur physische, sondern auch psychische Erschöpfung verursachen kann.

Herausforderung Kommunikation

Die Anforderungen an die „normale“ Kommunikation stellen eine weitere Belastung dar. ND Frauen kommunizieren oft auf eine klare, direkte Weise, während in der Gesellschaft oft subtile soziale Nuancen erwartet werden. Der ständige Druck, sich in der Kommunikation anzupassen, erfordert eine anstrengende Anpassung, die zur Erschöpfung beiträgt. Der Arbeitsplatz und schulische Umgebungen sind oft nicht ausreichend auf die Bedürfnisse ND Frauen zugeschnitten. Die Anforderungen, sich an NT Strukturen anzupassen, können zu einem konstanten Anpassungsdruck führen. Zudem kann der Versuch, ND Merkmale zu verbergen, um akzeptiert zu werden, zu einer internalisierten Anspannung und Erschöpfung führen die in einem Burnout mündet.

Insgesamt unterstreicht der ND Burnout die Notwendigkeit, Umgebungen zu schaffen, die die Vielfalt der neurologischen Unterschiede von ND Frauen anerkennen und unterstützen. Ein bewussterer Ansatz in Bezug auf soziale Erwartungen, die Schaffung sensorisch freundlicher Umgebungen und die Förderung authentischer Kommunikation sind entscheidend. Auch muss Frauengesundheit in der Medizin, aber auch in der Gesellschaft endlich ernstgenommen werden. Wenn eine Klientin zu mir in die Praxis kommt, ist die Arbeit grundlegend anders, als bei einer NT Person. Wenn sie es überhaupt in meine Praxis schafft, denn die Exektuivfunktionen können so gestört sein, dass es zu einem Shutdown kommt, der die Person gar nicht erst aus dem Haus kommen lässt. Aufklärung ist wichtig, damit Frauen lernen sich zu spüren und die Signale ihres Körpers gut zu deuten und damit sie lernen ihre Energie besser einzuteilen.